Dort ruhten sie sich einen Tag aus, bevor die Karawane sich wieder in Bewegung setzte. Beim nächsten Halt in einer Karawanserei sah sich Bibi Fatima suchend nach dem Maultier um, auf dem Rais Nuruddin gesessen hatte, konnte es aber nirgendwo entdecken. Da fiel ihr Blick auf einen senkrecht stehenden hölzernen Balken, von dem der Körper eines Mannes herabhing. Als sie genauer hinschaute, erkannte sie, dass es sich bei dem Toten um ihren Cousin Nuruddin handelte. Sie unterdrückte einen Schrei, um ihre Kinder nicht zu erschrecken. Die Karawane setzte ihren Weg durch Terrain fort, das immer schroffer und gefährlicher wurde. Bis Isfahan war es noch weit. Als sie endlich dort ankamen, sperrte man König Muhammad Shah in einen eisernen Käfig, in dem er zum Gefängnis transportiert wurde. Jeden Tag saß Bibi Fatima am Gefängnistor, zwei ihrer Kinder an ihrer Seite. Von ihrem ältesten Sohn, Prinz Muhammad Shah, Turan Shahs Sohn und Befehlshaber der königlichen Streitkräfte, hatte sie nichts mehr gehört. Sie wusste nur, dass er auf Befehl des Königs als dessen Vasall in Arabien lebte. Er war nicht dabei, als Hormuz in die Hand seiner neuen Besatzer fiel. Später erfuhr man, dass er »der Revolutionär« genannt wurde und eine Zeit lang auch »Herrscher von Arabien«, aber das hielt nicht lange an, weil alle arabischen Herrscher ihn ablehnten. * 90 Bi b i Fat ima und di e Söhne des Königs
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