kapitel ZWei Bandar abbas (1623–1763) 2.0 einleitung nach der Zerstörung von hormuz erhielten die Vertreter der englischen ostindien-kompanie 1623 die erlaubnis, sich in Bandar abbas niederzulassen.1 Bandar abbas konnte hormuz allerdings nicht vollständig ersetzen. Wie aus den Berichten der venezianischen konsuln in syrien hervorgeht, stellte hormuz ein wichtiges Bindeglied im handel zwischen dem osmanischen reich, persien, den Mittelmeerländern und asien dar. Venedigs handel mit Gewürzen und seide, die über die karawanenroute aus persien bzw. dem persischen Golf nach aleppo kamen, verzeichnete 1593 einen umsatz von einer Million Gold-Dukaten und im Jahr darauf zwei Millionen (umgerechnet sechs bis acht Millionen niederländische Gulden).2 Zum Zeitpunkt der Vertreibung der portugiesen aus hormuz war Bandar abbas nicht viel mehr als ein ankerplatz, an dem handelsschiffe und karawanen zusammentrafen. die seiden-karawanen kamen aus isfahan, wo europäische kaufleute und die Mittelsmänner des shah Geschäfte aushandelten. der handel, den niederländer und engländer am persischen Golf in den 1620er- und 1630erJahren betrieben, bestand größtenteils aus Vertragshandel mit den kaufleuten des shah in isfahan, der die abnahme von seide festlegte.3 Bedeutend war Bandar abbas lediglich dadurch, dass dort der stellvertreter des provinzgouverneurs (oder des khans) in shiraz residierte. dieser war nicht nur allgemeines oberhaupt und militärische autorität, sondern auch der Shahbandar des hafens. praktisch der gesamte handelsverkehr lief über die Mittelsmänner des shah in isfahan oder wurden direkt am hof des shah (der häufig in Qazvin residierte) geregelt. anzumerken ist, dass auf den Vertragshandel mit der persischen regierung keine Zölle erhoben wurden. in der anfangszeit ist von handel in Bandar abbas kaum die rede. es scheint, dass Bandar abbas zunächst ein arabischer Marktflecken war, denn schon in einem Bericht der niederländer aus dem Jahr 1623 steht zu lesen, dass diese 21
RkJQdWJsaXNoZXIy OTg0NzAy